Technologie kaufen kann jeder – Transformation erfordert Führung

Viele Grossunternehmen pumpen Millionen in neue IT-Systeme – und stehen am Ende doch mit leeren Händen da. Digitale Transformation scheitert überraschend oft, obwohl massiv in Technologie investiert wird ( Warum scheitern 70 % der digitalen Transformationen? | Mendix ). Die bittere Wahrheit: Nicht die Technik fehlt, sondern die Führung. Technologie zu kaufen ist einfach; echten Wandel im Unternehmen zu verankern erfordert jedoch entschlossenes Leadership.
Fehlende Führung – der wahre Stolperstein
Launische Software oder fehlende Features sind selten der Hauptgrund, warum Digitalprojekte scheitern. Viel öfter fehlt es an Führungskompetenz an der Spitze. Wenn das Top-Management die digitale Transformation nicht aktiv vorlebt und treibt, ist das Scheitern vorprogrammiert. Führungskräfte setzen den Ton, definieren die Vision und treiben die Veränderung voran – ohne starke Führung versanden Transformationsbemühungen und enden in verschwendeten Ressourcen und frustrierter Belegschaft.

Ein Beispiel aus der Praxis: In einem Pharmakonzern wurde eine hochmoderne KI-Plattform eingeführt, um Forschungsdaten auszuwerten. Doch das Management betrachtete das Projekt als Nebensache und kommunizierte keine klare Vision. Die Folge? Die Mitarbeiter merkten schnell, dass der Wandel keine echte Priorität hatte. Das Ergebnis war ein Millionenprojekt, das im Sande verlief – nicht weil die Technologie versagte, sondern weil Führung und echtes Commitment fehlten.
Leider ist dieser Fall kein Ausreisser. Laut McKinsey scheitern rund 70% aller Transformationsinitiativen – häufig wegen fehlender Unterstützung durch das Management, schlechter Kommunikation und mangelnder Einbindung der Mitarbeiter. Mit anderen Worten: Projekte scheitern an Menschen, nicht an Maschinen.
Transformation ist mehr als ein IT-Projekt
Ein fataler Irrtum in vielen Grossunternehmen: digitale Transformation wird als rein technisches Upgrade missverstanden. Doch wer Transformation als „IT-Projekt” abstempelt, hat schon verloren. Die digitale Transformation ist eben nicht nur eine Aufgabe für die IT-Abteilung – diese Denkweise zählt zu den häufigsten Gründen, warum Projekte scheitern
Wer Transformation als “IT-Projekt” abstempelt hat schon verloren
Allzu oft wird die Verantwortung bequem an den CIO delegiert. Von der Digitalisierung im Krankenhaus bis zur Automatisierung in der Logistik – Unternehmen fokussieren sich exklusiv auf technische Lösungen und blenden Fachabteilungen und Nutzer aus. Das Ergebnis: Es wird ein ganzer Zoo neuer Tools angeschafft, der am Ende mehr Verwirrung stiftet und die Umsetzung unnötig verkompliziert.
Beispiel Krankenhaus: Eine Klinik investierte in ein hochmodernes Klinikinformationssystem und überliess die Einführung komplett der IT. Ärzte und Pflegepersonal wurden aus Personalmangel kaum einbezogen – man ging ja davon aus, die Technik werde es richten. Das Ergebnis war chaotisch: Die Software funktionierte zwar technisch, fand aber keine Akzeptanz bei den Anwendern. Ohne bereichsübergreifende Zusammenarbeit und Führung, die alle Beteiligten mitnimmt, bleibt jedes IT-Projekt ein isoliertes Inselsystem.
Change Management und Kommunikation als Erfolgsfaktoren
Technologie allein bewirkt keinen Wandel – die Menschen müssen ihn mittragen. Genau hier hapert es: Veränderungsprozesse werden oft stiefmütterlich behandelt. Digitale Transformationsprojekte scheitern fast zwangsläufig, wenn es keine Change-Management-Strategie gibt. Mit einer durchdachten Veränderungsstrategie hingegen steigen die Erfolgschancen dramatisch – Studien beziffern die Wahrscheinlichkeit, die Transformationsziele zu erreichen, auf bis zu siebenmal höher.
Was heisst das konkret? Es reicht nicht, neue Software bereitzustellen; man muss den Mitarbeitern auch die Angst vor der Veränderung nehmen und sie Schritt für Schritt begleiten. Transparente Kommunikation ist dabei Gold wert. Wird versäumt, den Sinn und Nutzen der Veränderung klar zu kommunizieren, entstehen Gerüchte, Unsicherheit und Widerstand.
Ein Beispiel aus der Logistik: Ein Unternehmen führte ein automatisiertes Lagersystem ein, informierte die Belegschaft aber kaum über das „Warum“ dahinter. Viele Mitarbeiter fürchteten um ihre Jobs und begegneten dem neuen System mit Misstrauen – einige umgingen es sogar aktiv. Erst als die Geschäftsleitung in Workshops offen kommunizierte, dass die Technologie zur Entlastung der Mitarbeiter gedacht war und niemand den Job verliert, änderte sich die Stimmung. Die Lektion: Ohne proaktives Change Management und kontinuierliche Kommunikation scheitert selbst die beste technische Innovation an den Menschen.
Kulturelle Blockaden stärker als technische Hürden
Peter Druckers berühmtes Diktum „Culture eats strategy for breakfast” gilt auch für die Digitalisierung: Kultur frisst Technik zum Frühstück. Oft sind es tief verwurzelte Kulturmuster in Unternehmen, die den digitalen Wandel ausbremsen. Experten bestätigen, dass Defizite in der Unternehmenskultur die grösste Barriere bei Digitalisierungsprojekten sind – noch vor jeder technischen Hürde. Festgefahrene Silostrukturen, Angst vor Fehlern und das Denken „Das haben wir schon immer so gemacht“ wiegen schwerer als veraltete IT-Systeme.

Mancherorts sieht man Unternehmen, die stolz die neueste Software präsentieren, während intern weiterhin Excel-Listen gemailt werden. Warum? Weil die Kultur nicht mitgezogen ist. In einem traditionellen Krankenhausumfeld etwa kann eine hierarchische „Chef entscheidet alles“-Kultur dazu führen, dass sich niemand traut, neue digitale Arbeitsweisen vorzuschlagen oder auszuprobieren. In einer Pharmafirma mag ein ausgeprägtes Silodenken bewirken, dass jede Abteilung ihr eigenes Süppchen kocht und globale Digitalinitiativen ins Leere laufen. Mit anderen Worten: Die beste Technologie verpufft, wenn die Menschen im Unternehmen nicht bereit sind, ihr Verhalten und Mindset zu ändern.
Ohne kulturellen Wandel bleibt die digitale Transformation oberflächlich
Hier sind vor allem die Führungskräfte gefordert, den kulturellen Wandel anzustossen. Das jedoch erfordert Mut, Ausdauer und echtes Engagement von oben. Einen jahrelang gewachsenen Mindset ändert man nicht per Dekret. Doch ohne kulturellen Wandel bleibt die digitale Transformation oberflächlich – es wird am Frontend modernisiert, während im Backend die alten Denkmuster weiterlaufen.
Fazit: Führung vor Technik!
Jeder kann heute die neueste Technologie einkaufen – aber nur wenige können ihr Unternehmen wirklich transformieren. Digitale Transformation ist kein Technikproblem, sondern ein Führungs- und Kulturproblem. Erfolgreich ist nicht das Unternehmen mit dem grössten IT-Budget, sondern das mit den mutigsten Führungskräften und der offensten Kultur. Wer den Menschen ins Zentrum stellt, Change Management ernst nimmt und eine Kultur des Lernens fördert, wird die digitalen Versprechen einlösen.
Ohne diese „weichen“ Faktoren bleibt jede technische Neuerung bloss Kosmetik. Technologie + Führung ist die Gleichung des Erfolgs – und Führung heisst, die Richtung vorzugeben, zu überzeugen und dranzubleiben, wenn es unbequem wird.
Zum Schluss mein provokativer Appell: Hört auf, nur in Tools zu denken, und fangt an, in Menschen und Führung zu investieren.